„Einen Gegner zu verletzen bedeutet, sich selbst zu verletzten. Aggression zu kontrollieren ohne Verletzung zuzufügen, ist die Kunst des Friedens.“ (Ueshiba Morihei)
„Man muss durchdrungen sein von der Notwendigkeit, über sich selbst zu siegen.“ (Tamura Nobuyoshi)
„Es gibt so viele Erinnerungen, so viele positive Gedanken, so viele „Suchende“ – so viele Freundschaften…“ (Markus Herzl)
Liebe Freunde,
wie die Zeit verfliegt. Ist sie nur der Dieb der Erinnerungen, wie Stephen King meint? Irgendwann, jedenfalls. Bis dahin sind Erinnerungen aber Bausteine unserer Entwicklung. Die Rückschau auf die politischen und sozialen Ereignisse des vergangenen Jahres verstört, erweckt in uns aber zumindest die Hoffnung auf Besserung für die, die unter Krieg und Zerstörung leiden. Solche Konflikte können durch Waffengewalt kaum endgültig überwunden werden und die wenigen Nutznießer verbreiten Tod und Leid unter den Vielen und züchten damit wohl eher neue Konflikte auf Generationen.
Lieber erinnere ich mich an unsere gemeinsamen Stunden des nun auslaufenden Jahres, in denen wir auf der Tatami unserer Leidenschaft nachgehen konnten und danach Spaß an der Bar hatten. Wir haben fleißig trainiert, Facetten der Übermittlung (SHIDO 指導) des Aikido und verschiedene Formen unsere Arbeit (KEIKO 稽古) reflektiert und ich hoffe Ihr hattet, so wie ich, viel Freude daran und habt auch die Gelegenheiten genutzt, um wieder etwas zu wachsen.
Zur persönlichen Entwicklung im Aikido gehört der körperliche Aspekt der Arbeit, der dazu dient, die Techniken zu verstehen, die Bewegungen geschmeidig und unsere Physis vital zu halten, sowie der geistige Aspekt, dessen Essenz sich in den Zitaten widerspiegelt, die ich als Eingang dieser Zeilen gewählt habe. Oder anders gesagt: „The purpose of training is to tighten up the slack, toughen the body, and polish the spirit. “ (O Sensei).
Aggressionen zu kontrollieren bedeutet aber zuerst, sich selbst zu kontrollieren. Sich selbst kontrollieren bedeutet, abzulassen von den Irrungen des Egos. Wie können wir das praktisch umsetzen? Im Keiko können wir studieren, wie wir durch die Entwicklung der Prinzipien des Aikido, wie Irimi und Tenkan, die Angriffs-Bewegungen des Aite assistieren, statt sie zu (zer)stören und so den provozierten Konflikt in eine Technik überführen und auflösen. „Indem man von den Techniken der Erhaltung des Lebens durchdrungen wird, erwirbt man Selbstvertrauen und innere Ruhe…“ schreibt Tamura Sensei dazu.
Dafür gilt es die Techniken kontinuierlich zu verfeinern und zu perfektionieren, aber auch Angst, Zorn, Verachtung, Übermut, Eitelkeit und all die anderen Deformationen der Budo-Seele abzustreifen… ein nettes Arbeitsprogramm für das kommende Jahr, nicht?
So gesehen bildet das nun vergangene, trainings- und lehrreiche Jahr wieder eine solide Stufe um auf unserem Weg voranzukommen und ich bin Euch dankbar, dass Ihr mit mir diese wundervolle Reise unternehmt, denn das „wahre Wesen der Kampfkunst ist die Freundschaft. Aikido ist nicht nur eine Kampfkunst. Es ist auch eine Kunst die den Frieden fördert. “ (O Sensei).
Ein gutes Jahr 2025 und auf bald
Frank